Der „Kohltopf“ in der Heimatstube

Ein Kohltopf

Seit März 2020 gibt es auf unserer Homepage die Rubrik „Fundstück des Monats“, in der wir jeden Monat ein besonderes Exponat aus der Heimatstube des Gevelsberger Heimatvereins an der Alten Geer vorstellen.
Als wir damit angefangen haben, war noch nicht ersichtlich, was uns das Jahr 2020 bringen würde, wie es unser aller Leben durcheinanderwürfeln und auf den Kopf stellen würde. Nun sind wir mitten in der dunklen Jahreszeit, wir gehen in Riesenschritten auf Weihnachten zu und es wird ein Weihnachten sein, wie wir es uns nicht herbeigesehnt haben.
Was wir alle in diesen Tagen ganz besonders brauchen, ist ein warmes Gefühl von Freundschaft, Liebe und Geborgenheit. Deshalb habe ich einen Gegenstand als „Fundstück des Monats Dezember“ ausgewählt, der mich an meine Kindheit erinnert und mit dem ich ein Gefühl von Sicherheit und Vertrauen verbinde, das Gefühl von Zuhause.

Das Exponat aus der Heimatstube, das mir noch von der ersten Führung, die ich dort erhalten habe, im Kopf geblieben ist, befindet sich in einem der Küchenschränke in der „Guten Stube“. Es handelt sich dabei um ein Kochgeschirr aus „Omas Küche“, das in der Heimatstube als „Kohltopf“ bezeichnet ist und das ich als „Krauttopf“ oder „Krautform“ kenne.
Ein „Kohltopf“ oder „Krauttopf“ ist eine Wasserbad- oder Puddingform, in der ein Gericht aus Kohl und Hackfleisch zubereitet werden kann, das besonders gut in die Wintermonate passt.
Als gebürtige Nordhessin, die seit 2004 in Gevelsberg lebt und sich mittlerweile mit ihrem ebenfalls hessischen Ehemann hier zuhause fühlt, kenne ich dieses Gericht als „Gefülltes Kraut“.
Meine Oma bereitete es aus Weißkraut oder Spitzkohl und einem Fleischteig aus grobem Schweinegehacktes, eingeweichten Brötchen und Eiern zu. Dazu gab es eine Helle Soße und Salzkartoffeln.

„Gefülltes Kraut“

Um den Kohltopf attraktiver zu machen und ansprechender präsentieren zu können, hatte ich eigentlich die Absicht, ein möglichst authentisches Kohl-Hackfleisch-Gericht aus der Region nachzukochen und Fotos von dem Ergebnis machen. Variationen z. B. mit Wirsing, Rotkohl oder solche, bei denen die Form mit Speckscheiben ausgelegt wird, gibt es in verschiedenen Gegenden Deutschlands, und wenn es hier einen entsprechenden Topf gibt, wird es eventuell auch ein Rezept dazu geben – dachte ich zumindest.
Das scheint aber nicht der Fall zu sein. Zumindest ist es mir bisher nicht gelungen, ein solches Rezept mit Bezug zu Gevelsberg bzw. der Region im weiteren Sinne zu finden. Auch eine gängige hiesige Bezeichnung wie z. B. Kohltopf, Kohlkopf, Schichtkohl, Gefüllter Kohl, Gefüllter Kappes, Kappestorte, Kappespudding konnte von mir nicht ermittelt werden.
Die häufigste Reaktion, die ich von Gevelsbergerinnen und Gevelsbergern auf meine Frage nach einem ähnlichen Gericht erhalten habe, war tatsächlich ein Kopfschütteln. Deshalb greife ich für den praktischen Teil für jetzt auf unser Familienrezept aus Kassel bzw. dem Landkreis Kassel zurück und wünsche viel Spaß und gutes Gelingen, falls es jemand nachkochen möchte.



Rezept „Gefülltes Kraut“

Zutaten:

1 Weißkohl
1 kg Schweinehack (eigentlich grobes Schweinegehacktes)
1 Ei
1 Brötchen
1 Zwiebel
Butter
Mehl
Brühe
Sahne
Salz, Pfeffer, Kümmel, evt. Paprika

Den Weißkohl entstrunken und die Blätter ca. 15 Minuten in Salzwasser kochen.
Brötchen in Wasser einweichen. Schweinehack mit Pfeffer, Salz und evt. Paprikapulver würzen. Die Zwiebel in Würfel schneiden, evt. anschwitzen. Brötchen, Ei, Zwiebel und Schweinehack zu einer Masse vermengen.
Die Form mit Butter einfetten und mit Kohlblättern auslegen.
Abwechselnd Fleischmasse und Kohl in die Form schichten, sodass die letzte Schicht unten aus Kohl ist. Dabei etwas Kümmel auf den Kohl geben.
Eine Tasse Brühe in die Form gießen.
Die Form verschließen und in einen großen, mit etwas mehr als bis zur Hälfte mit Wasser gefüllten Topf stellen. Den Topf ebenfalls mit einem Deckel schließen und den Krauttopf etwa eine gute Stunde lang im Wasserbad garen.

Für die Soße
Aus Butter und Mehl eine Mehlschwitze herstellen.
Wenn der Kohltopf gar ist, den Deckel öffnen, die Mehlschwitze durch den gekippten Deckel vorsichtig mit dem Sud angießen und nach Geschmack Sahne hinzugeben – dabei gut rühren.
Abschmecken und noch ein paar Minuten köcheln lassen.
Dazu passen Salzkartoffeln.
Das Gericht kann übrigens auch in einer Auflaufform/einem Glastopf mit Deckel im Backofen zubereitet werden.


Susanne Weppner-Belz



Fundstück des Monats November