Der Gevelsberger Stadtteil Silschede liegt im Norden Gevelsbergs.
Bis zur Eingemeindung im Rahmen der Kommunalen Gebietsreform am 1. Januar 1970 war Silschede eine selbstständige Landgemeinde und gehörte zum Amt Volmarstein. Heute umfasst Silschede ca. 5,24 Quadratkilometer und hat ca. 2.650 Einwohnerinnen und Einwohner. Silschede liegt gegenüber dem Tal der Ennepe in Höhenlage und erstreckt sich von ca. 160 Metern ü. NN im Krabbenheider Bachtal bis auf fast 270 Meter ü. NN am Büffel.
Zu Silschede gehören außer dem Ortskern, dem „Höhendorf“ selbst, verschiedene weitere Siedlungsplätze. So unter anderem der alte Weiler Ellinghausen, die Ansiedlung Illberg, die Siedlungen Nordhang/Büffel, Südhang und Auf dem Hövel sowie verschiedene kleinere Ansiedlungen und Höfe wie Behrenbruch, Gehrenbecke, Grafenberg und andere. Südlich der Ortslage liegt eines der größeren Gewerbegebiete Gevelsbergs an der Straße Kalthofs Park.
Bis 1970 gehörten große Flächen im Bereich Schlebusch mit Gut Steinhausen und am Hülsey zur Gemeinde Silschede; diese wurden im Zuge der Gebietsreform zu Wetter (Grundschöttel und Esborn) zugeschlagen. Im Bereich Aqueldruft gehörten bis 1970 ebenfalls kleinere Flächen zu Silschede und wurden 1970 nach Sprockhövel (Hiddinghausen) umgemeindet.
Geschichte
Die erste sichere urkundliche Erwähnung des Namens Silschede – damals noch als „Sylsyker Burschop“ – stammt aus dem Jahr 1486 aus dem Schatzbuch der Grafschaft Mark. Dort werden 15 Höfe für die Silscheder Bauernschaft erwähnt.
Bereits im Jahr 1300 wurde Gut Steinhausen als erste Ansiedlung im Silscheder Gebiet erwähnt. Eine Erwähnung Schlebuschs aus dem Jahr 1271 kann nicht sicher nach Silschede zugeordnet werden; wahrscheinlicher ist, dass in dieser Urkunde Schlebusch bei Leverkusen der Bezug ist.
Die Bevölkerung Silschedes wuchs von ca. 200 Einwohnerinnen und Einwohnern Anfang des 18. Jahrhunderts auf ca. 1.740 Einwohnerinnen und Einwohner Anfang des 20. Jahrhunderts.
Bis weit in das 19. Jahrhundert war Silschede durch eine Streusiedlungsstruktur aus einzelnen Kotten, Höfen, Gütern und Bergwerken geprägt. Im 20. Jahrhundert entwickelte sich der Bereich der Kirchstraße zum Zentrum des Dorfes. Mit den umfangreichen Neubauten der siebziger und achtziger Jahre erhielt das Höhendorf sein heutiges Gesicht.
Bergbau
Prägend für Silschede war über Jahrhunderte neben der Landwirtschaft der Steinkohlenbergbau.
In Silschede liegt eine der „Wiegen des Ruhrkohlenbergbaus“. Ungefähr parallel zur Schwelmer Straße endet der sogenannte „produktive“ Karbon. Im Silscheder Raum streichen die südlichsten Steinkohlenflöze des Ruhrreviers bis an die Oberfläche aus. In den Anfängen des Bergbaus konnte hier die Kohle ergraben werden, indem man ein einfaches Loch – den Pütt – grub. Diese einfachen Gruben waren immer von eindringendem Wasser bedroht und „soffen“ nach relativ kurzer Zeit ab, so dass etwas weiter die nächste Grube angesetzt werden musste. Solche sogenannten Pingenfelder kann man noch im Wald östlich/nordöstlich des Nordhangs (auf heute Wetteraner Gebiet) feststellen.
Der Übergang in einen geordneten Bergbau mit Stollen und Schächten und festgelegten Abbaufeldern erfolgte mit Kodifizierung des Bergrechtes seit dem 16. Jahrhundert. Die erste urkundlich bekannte Verleihung eines Bergwerks ist für das Jahr 1645 mit einer Mutung für die Zeche St. Peter verzeichnet. Die Zeche Fredholder Bank war eventuell älter. Im Jahr 1662 wurde bei Mutung darauf verwiesen, dass das Bergwerk vor hundert Jahren (ca. 1560) angelegt worden sei.
Im Gebiet Silschedes waren verschiedene weitere Zechen tätig, wie Zeche Adler, Dachs und Grevelsloch, Kleinigkeit, St. Paul, Trappe, und andere. Die bedeutendste hiervon war die Zeche Vereinigte Trappe. Diese Zeche hatte in Spitzenzeiten über 500 Mitarbeiter und war die einzige Zeche in Silschede, die näherungsweise als große Zeche zu bezeichnen war. Die Vorgängerin, Zeche Trappe, war in den 1830er Jahren kurzzeitig die produktivste Zeche des Ruhrgebietes. Auf Schacht Friederika am Hülsey stand eine der ersten Dampfmaschinen zur Kohleförderung im Revier.
Fast der gesamte Silscheder Bergbau wurde zeitweise vom Schlebuscher Erbstollen, dem mit über 12 Kilometer längsten Entwässerungsstollen im Ruhrrevier, entwässert. Der Stollen entwässert auch heute noch die alten Grubenbaue in die Ruhr. Das Stollenmundloch und der Fahrschacht befinden sich in Wetter unterhalb der Limbecker Straße.
Der Bergbau in Silschede endete weitgehend mit Stilllegung der Zeche Vereinigte Trappe im Jahr 1925. Nachlaufend wurden noch einzelne Kleinzechen betrieben; insbesondere blühte nach dem 2. Weltkrieg nochmals kurzzeitig die Kohleförderung auf (z. B. Kleinzechen Sengst und Wilhelmsfreude).
Kohlenbahn
In Silschede war eine der ersten „Eisen“bahnen Deutschlands errichtet worden. 1829 wurde vom Industriepionier Friedrich Harkort mit weiteren Unternehmern eine Gesellschaft gegründet, die den Bau der sogenannten Harkortschen Kohlenbahn von Haspe nach Silschede betrieb. Diese erste deutsche Eisenbahnstrecke mit einer Länge von über einer preußischen Meile wurde 1831 in Betrieb genommen und sollte u. a. die Mechanischen Werkstätten Harkorts im Ennepetal kostengünstig mit Kohle der Schlebuscher Gewerkschaft und der Zeche Trappe versorgen. 1846 übernahm die Zeche Vereinigte Trappe die Bahnstrecke vom ursprünglichen Konsortium.
Die Eisenbahn wurde zuerst als Schmalspurbahn mit eisenbeschlagenen Holzschienen errichtet und als Pferdebahn betrieben. 1851 wurde die Bahn zum neuen Schacht Voerster der Zeche Vereinigte Trappe und 1858 bis zur Hasper Hütte und zum Bergisch-märkischen Bahnhof Haspe verlängert. Stahlschienen und Dampflokbetrieb wurden erst 1877 eingerichtet. Formal war die Kohlenbahn eine Zechenbahn und nicht für den öffentlichen Verkehr bestimmt.
1900 wurde nach Verlagerung der Kohlentransporte der Zeche Vereinigte Trappe auf die Reichbahnstrecke Schee-Silschede die Strecke kurzzeitig stillgelegt. Im Weiteren übernahm die Hasper Hütte die Strecke und bezog über diese Kohlen und fuhr bis 1965 Schlacken auf die – noch heute bestehende Deponie – Enerke ab. Den Abschnitt bis zur Enerke erwarb die Hasper Hütte.
Eine weitere kurze Blüte als Kohlentransportstrecke erlebte die Strecke während der Besetzung des Ruhrgebietes in den zwanziger Jahren, da die Zeche Trappe und die Kohlenbahn in unbesetztem Gebiet lagen.
Seit den zwanziger Jahren bis zur Einstellung Ende der fünfziger Jahre diente die Kohlenbahn auch der Fa. Peyinghaus (später Knorr-Bremse) als hauptsächliche Lieferroute. Noch beim Bau der Autobahn A1 wurde bei der Autobahnbrücke Volmarstein die Kohlenbahn mit vorgesehen.
Kurze Zeit nach Bau der Autobahn wurde die Kohlenbahn 1965 allerdings stillgelegt und zurückgebaut. Heute kann man vom Baumarkt Klein, Auf dem Böcken, bis zur Schwelmer Straße (B236) die alte Trasse erwandern und auch im Bereich Vordere Heide/Am Storck in Wetter noch Reste der alten Bahntrasse erkennen. Der weitere Verlauf bis nach Haspe ist durch die Verbreiterung der Straßen nicht mehr zu erkennen.
Sehenswürdigkeiten
In Silschede befinden sich 5 Baudenkmäler, die nach Denkmalrecht unter Schutz gestellt wurden.
Am Hagen 1:
Fachwerkhaus mit Nebengebäuden aus Bruchsteinmauerwerk.
Das Gebäude stammt im Kern vom Anfang des 19. Jahrhunderts und war zuletzt als Gaststätte genutzt.
Esborner Straße 51/Kaufmannshaus:
Fachwerkgebäude am Kaufmannshaus, mit einem Fachwerkgefüge des 17./18. Jahrhunderts.
Das Gebäude war über 150 Jahre eine bekannte Gaststätte an einem der Kohlenwege von der Zeche Trappe zur Chaussee auf der Höhe.
Schwelmer Straße 221:
Hofanlage aus Mitte des 19. Jahrhunderts.
Die Kombination aus Fachwerkgebäude und Bruchsteinstall-/Scheunengebäudeteil ist in dieser Form in Gevelsberg einmalig.
Evangelische Kirche, Kirchstraße 8:
Dominantes, weithin sichtbares Bauwerk und Kern der Silscheder Ortslage.
Die 1891 eingeweihte Kirche ist an einem der höchsten Punkte der Silscheder Ortslage errichtet und stellt sich als gotisierende Hallenkirche aus der Zeit des Historismus dar. Die Kirche ist weit über das Silscheder Gebiet hinaus sichtbar und bietet vom Kirchturm aus einen überwältigenden Rundumblick auf die umgebende Landschaft bis weit in das Ruhrgebiet und das bergisch-märkische Hügelland.
Auf der Illberg:
1888 erbaute Brücke über die ehemalige Bahnstrecke Schee-Silschede; sanierte frühe Eisenbetonkonstruktion mit zeittypischen Eisengeländer.
Die Brücke ist ein interessanter Ort, die Veränderung der Landschaft durch die Industrialisierung des 19. Jahrhunderts nachzuvollziehen.
Naherholung/Naturschutz
Reichsbahnstrecke/Radtrasse
Als zweite Bahnstrecke nach Silschede wurde 1889 eine Abzweigstrecke von Schee nach Silschede errichtet. Die Linie diente vor allem der Abfuhr der Kohlen aus den Silscheder Zechen (v. a. der Zeche Vereinigte Trappe) aber auch dem Personenverkehr und sonstigen gewerblichen Lieferungen (z. B. der Knorr Bremse am Schmandburch).
Mit Ausbau der Omnibuslinien und des LKW-Verkehrs sowie der zunehmenden Motorisierung der Bevölkerung erlitt die Silscheder Zweigbahnstrecke einen starken Bedeutungsverlust. 1961 fuhr auf dem Silsheder Streckenabschnitt der letzte Zug und die Gleise wurden bis 1964 zurückgebaut. 1989 fuhr dann der letzte Zug von Schee zum Rennebaum und die Strecke ab Schee wurde stillgelegt. Das alte Silscheder Bahnhofsgebäude wurde 1992 abgerissen.
Die alte Bahntrasse ist nunmehr zu einer attraktiven Radtrasse ausgebaut wurden, auf der man vom Schee bis nach Silschede bequem mit dem Fahrrad fahren kann und in Verlängerung auf der alten Kohlenbahntrasse bis nach Grundschöttel wandern oder fahren kann.
Hangschluchtwald
Eine landschaftliche Besonderheit ist der als geschützter Landschaftsbestandteil geführte Hangschluchtwald. Mit dem Bau der Bahnstrecke Schwelm – Gevelsberg (West) – Witten wurde Silschede nicht nur untertunnelt, sondern auch eine künstliche Schlucht geschaffen, die sich vom Nordportal des Silscheder Tunnels bis Albringhausen zieht. Im Bereich des Nordportals des Tunnels ist die Schlucht ca. 45 Meter tief.
Sport
Für Sportbegeisterte sind das Waldstadion, Heimat des FC SW Silschede, die Tennisplätze des Tennisvereins TC Grün-Weiss Silschede und das Vereinsheim des Schützenvereins Silschede sowie viele Reitmöglichkeiten vorhanden.
Veranstaltungen
Silscheder Weihnachtsmarkt rund um die Kirche am 1. Adventswochenende
Der attraktive Weihnachtsmarkt mit stimmungsvoller Atmosphäre fand 2019 zum 33. Mal statt und wird jedes Jahr von Silschederinnen und Silschedern sowie vielen Menschen aus der Umgebung als einer der stimmungsvollsten Weihnachtsmärkte der Region geschätzt.
Osterfeuer des FC Schwarz-Weiß Silschede
Das beliebte Osterfeuer mit Familienfest findet am Ostersamstag rund um das Waldstadion statt.
Fotos: Belz/Weppner-Belz