Über die Heimatdichterin Erna Külpmann

Besonders den älteren Gevelsbergerinnen und Gevelsbergern ist der Name Erna Külpmann, auch bekannt als „Külpmanns Erna“ oder kurz „Use Erna“, immer noch ein Begriff.

Geboren wurde Erna Külpmann am 25.02.1918 als Laura Erna Mühlinghaus in Esborn.
Als sie zwei Jahre alt war, zogen ihre Eltern Friedrich Karl Mühlinghaus und Laura Caroline geb. Heiermann mit ihr in das Höhendorf Silschede, wo die Familie viele Jahre in dem Jahrhunderte alten Kotten „Im Ekholte“ (im Eichholz), Haus Silschede 74, lebte und diesen bewirtschaftete.
1942 heiratete Erna Mühlinghaus Hugo Emil Külpmann, der 1944 im 2. Weltkrieg fiel. Mit ihrem Sohn Edmund wohnte sie viele Jahre in ihrem Elternhaus, das jedoch Anfang der 1960er Jahre, trotz heftiger Gegenwehr ihres Vaters Friedrich Karl Mühlinghaus, der sich mit den Worten „Büs hierhen – un nich widder“ vor dem Gebäude dem anrückenden Baggern drohend entgegen stellte, der Autobahn – genauer der Autobahnauffahrt – weichen musste.
Nach Abbruch des Elternhauses zog Erna Külpmann in eines der beiden als Ersatz errichteten Häuser Wittener Straße 316 und 318.
Später wohnte sie am Börkey in der Birkenstraße 42.
Ihren Lebensunterhalt verdiente Erna Külpmann zunächst mit Handarbeiten und einem Wandergewerbeschein, später mit verschiedenen Anstellungen in der Industrie und zuletzt als Verkäuferin in Gevelsberg.
Mit ihrem Ruhestand hatte sie Zeit, sich intensiv dem plattdeutschen Dialekt zu widmen. Außerdem lernte sie Schreibmaschine schreiben und Fotografieren, ein Hobby, dem sie ihn den folgenden Jahren mit großer Leidenschaft nachging. 1986 fand eine Ausstellung ihrer Fotos im Gevelsberger Stadtarchiv statt.
Erna Külpmann starb vor fast 30 Jahren am 25. Dezember 1992 im Alter von 74 Jahren.

Die Pflege des Plattdeutschen war Erna Külpmann eine Herzensangelegenheit, für die sie sich über viele Jahre eingesetzt hat. Sie selbst hat mit ihren zahlreichen Gedichten und Geschichten einen wichtigen Beitrag zum Erhalt des Dialekts, der leider von immer weniger Menschen gesprochen wird, geleistet. So verfasste sie Beiträge zum „Pohlbörger“, einer regionalen Zeitschrift zur Pflege des Niederdeutschen, und war beim Plattdeutschen Kring des Gevelsberger Heimatvereins aktiv.
Darüberhinaus stellte sie unter dem Titel „Frögger“ Hefte mit Texten, die sie zum größten Teil auf Plattdeutsch verfasste, zusammen, die sich mit Heimatgeschichte, insbesondere der Lebenswelt früherer Zeiten beschäftigen.
Ihre Verbundenheit zu den Orten ihrer Kindheit und Jugend, an denen sie auch den größten Teil ihres Lebens verbracht hat, wird in ihrem Werk immer wieder deutlich.
Sie nahm mit viel Mitgefühl, aber auch Humor und einer gutem Beobachtungsgabe verschiedenste Begebenheiten und Geschichten aufs Korn und berichtete einfühlsam über verschwundene Orte der Vergangenheit, insbesondere ihrer Kindheit, und langsam schwindende Bräuche und Traditionen.
Der Verlust des Elternhauses und die Veränderung der Umgebung, ihr Interesse für die Natur und die Sorge um die Veränderungen der Umwelt sind immer wieder Thema von Gedichten und kleinen Geschichten.
Auch wenn Erna Külpmann ab und zu einen wehmütigen Blick auf die Vergangenheit warf, vergaß sie dabei nicht, dass es oft härtere, unbequemere Zeiten waren, über die sie schrieb, als die 80er Jahre, in denen die Hauptzeit Ihres Schaffens lag.
Erna Külpmann war eine sehr aktive Persönlichkeit, die zahlreiche Kontakte pflegte und bei vielen Veranstaltungen, z. B. auch des Heimatvereins oder der Stadt Gevelsberg, ihre Geschichten, Gedichte und Dönnekes vortrug.
Dazu war sie auch eine Institution in Sachen Menschlichkeit und engagierte sich, solange sie lebte, besonders für die Belange älterer Menschen.
In den Beständen des Gevelsberger Heimatvereins befinden sich über 40 Alben, in denen Erna Külpmann eigene Fotos mit Gevelsberger Motiven chronologisch geordnet zusammenstellte, ihre Gedichte und Geschichten festhielt sowie Zeitungsausschnitte mit Artikeln aus Gevelsberg sammelte.
Die ältesten Fotos datieren noch aus den 1950er Jahren, größtenteils stammen die Aufnahmen, Texte und Zeitungsausschnitte aber aus den 1980er Jahren und bieten einen ungestellten Blick auf die Siedlungen, die Landschaft und Begebenheiten ihrer Heimat.
Im Rahmen der von der Stadt Gevelsberg organisierten Heimathistorischen Woche Silschede vom 21. bis zum 28. August 2022 wurde Erna Külpmanns Leben und Werk im Rahmen einer vom Gevelsberger Heimatverein e. V. gestalteten Veranstaltung gewürdigt.
Nach einem einführenden Vortrag von Andreas Belz trug Kurt Schlemmer einige von Erna Külpmanns plattdeutschen Texten vor.

Beim Gevelsberger Heimatverein e. V. sind zwei Veröffentlichungen mit Texten von Erna Külpmann erhältlich:
– Plattdütsche Christdagsgeschichten van Külpmann’s Erna, zusammengestellt von Bernhard Bösken, erschienen 2019
– Silscheder und Asbecker Vertellkes van Külpmann’s Erna, zusammengestellt und ins Hochdeutsche übertragen von Bernhard Bösken und Günter Decker, erschienen 2020
Die plattdeutschen Originaltexte wurden dabei von Bernhard Bösken und Günter Decker ins Hochdeutsche übertragen, sodass beide Werke als zweisprachige Ausgaben vorliegen.

S.W.B.