Das „Alte Äbtissinenhaus“, Im Stift 9

Am 07. November 1225 wurde am Gevelsberg der Kölner Erzbischof Engelbert I. auf dem Weg von Soest nach Köln von seinem Verwandten Friedrich von Isenberg überfallen und getötet.
Am Ort des Überfalls wurde einige Jahre nach der Tat ein Zisterzienserinnenkloster als Sühnekloster für die Mordtat gegründet. Dieses Kloster gilt allgemein als die Keimzelle Gevelsbergs.
Um 1580 wurde das Kloster zu einem Damenstift umgewandelt, seit 1597 als adliges, freies, weltliches Stift geführt. Kennzeichen des freiweltlichen adligen Damenstiftes war, dass die adligen Damen kein Gelübde ablegen mussten und die Möglichkeit zum Austritt aus dem Stift ohne Rechtsverluste besaßen. Die Stiftsdamen konnten außerhalb des Stifts wohnen und ein nahezu weltliches Leben führen. Das Gevelsberger Stift war dementsprechend eine Versorgungs- bzw. Unterbringungseinrichtung für unverheiratete adelige Damen.

Die Gebäude des Klosters/Stifts gruppierten sich um die ehemalige Klosterkirche, deren Grundmauern am Nordwestende des Kirmesplatzes noch zu erkennen sind.
Das Alte Äbtissinnenhaus wurde als Wohnhaus der Äbtissin errichtet und ist eines der ältesten noch vorhandenen Gebäude des ehemaligen Klosters. Der ältere Teil des Gebäudes (Hinterhaus) wurde im 16. Jahrhundert noch zu Klosterzeiten erbaut, das Vorderhaus stammt aus dem 17. Jahrhundert.
Das Gebäude ist ein Fachwerkbau, der auf einem gemauerten Bruchsteinkellersockel ruht. Die Errichtung in zwei Bauabschnitten zeigt sich hier schön in der unterschiedlichen Ausführung des Fachwerks, im Hinterhaus mit engeren mit Andreaskreuzen gefüllten Gefachen und im Vorderhaus mit größeren Gefachen und Schwertbändern. Die Obergeschosse kragen hierbei in beiden Hausteilen aus.

Mit Bau des Neuen Äbtissinnenhauses (heute Im Stift 6) Anfang des 19. Jh. verlor das Gebäude seine alte Funktion und wurde noch vor Auflösung des Stiftes 1812 im Jahr 1803 an den Kaufmann Peter Daniel Gottschalk verkauft. 1829 erwarb der Musiklehrer Caspar Peter Schulte das Haus und betrieb eine Tanzschule. 1890 erwarb Ewald Bamberger das Gebäude, dessen Erben es an die v. Bodelschwinghschen Anstalten Bethel verkauften, welchen das Haus auch heute noch als Wohnhaus dient. 1996 – 1998 wurde das Alte Äbtissinnenhaus grundlegend saniert und einige der zwischenzeitlichen unhistorischen Einbauten wie ungeteilte Fenster und Eternitverkleidungen wurden wieder zurückgebaut.



Über das Gevelsberger Damenstift

Baudenkmal des Monats März